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Geschichte der Leisure 17

Hier erfahrt Ihr etwas zur Geschichte der Leisure 17 !

Über die Leisure 17
Originalprospekt

Frank Pyror war Mitarbeiter der britischen Firma Cobramold Ltd. aus Essex, die sich auf Industrie-Glasfaserprodukte spezialisiert hatte. Mitte der 60er Jahre schlug Pyror seinen Kollegen vor, ihr Glück beim Bootsbau zu versuchen. So (sagen zumindest einige Quellen, Legenden gibt es noch ein paar mehr) begann die Erfolgsgeschichte einer der meistverkauften Kleinyachten der Welt. Denn zwischen 1965 bis 1990 wurden in der Cobramold-Werft etwa 4.500 Kajütkreuzer vom Typ Leisure 17 in klassischem Handauflegeverfahren gebaut. Schiffskonstrukteur Arthur Howard hatte das Modell für die englischen Küstengewässer konzipiert, und es bescherte seinem Hersteller einen unerwarteten Verkaufserfolg. In der boomenden Zeit der 70er Jahre kam die kleine Werft kaum hinter der immensen Nachfrage her. Denn Cobramold traf mit der Kombination von kurzen Außenmaßen und geräumiger Kajüte – knapp 8 Meter Kojenlänge auf gerade mal 5,18m Länge in einem sicheren und hochseetauglichen Boot – den Zeitgeist vieler Hobbysegler. Und daran hat sich bis heute nichts geändert. Die Leisure 17 war lange Zeit die kleinste aller von Lloyds als „seegängig“ zertifizierten Yachten.

Das Magazin YACHT schrieb im Mai 1979 über die Leisure 17:
„… Beim Betreten des Bootes fällt die hohe Anfangsstabilität auf, die mit der breiten Schwimmwasserlinie erreicht wird. Das Vordeck ist groß genug zum Arbeiten und der gewaltige Bugkorb bietet sicheren Halt (…) Das Cockpit ist in Relation zur Schiffsgröße – die Leisure 17 ist ja kaum länger als ein Pirat – geräumig. Drei Personen können nebeneinander sitzen, bei gutem Wetter haben auch mal vier Erwachsene ausreichend Plaz. Die Pinne sitzt griffig an der richtigen Stelle, und der Großschottraveller verläuft an der hinteren Kante des Cockpits, so dass die Crew in keiner Weise gestört wird. Hinter dem Cockpit befindet sich der Stauraum, in dem die Segel, der Tank und der Motor gestaut werden können. Gut gefiel uns auch der große Heckkorb – eine stabile Rohrkonstruktion, die das Cockpit ganz umschließt. Hier geht es zum kompletten Artikel.

Atlantik-Überquerer John Adam aus MöllnDie Leisure 17 ist eine sehr stabile, seetüchtige, kleine Segelyacht, die für zwei Personen in Verbindung mit einer Hafenpersenning auch für einen zweiwöchigen Urlaub genug Platz und Stauraum bietet. Sie hat ihre Hochsee-Qualitäten erstmals mit der stürmischen Atlantiküberquerung des Deutschen John Adam aus Mölln (Foto links) bewiesen, der 1967 auf einer Leisure 17 von England nach Amerika segelte (und in Kuba als Spion verhaftet wurde, mehr dazu hoffentlich bald hier!). Adam hatte sich die Leisure 17 für seine Reise bewusst ausgesucht. Er war nach seiner Rückkehr Gründer der Firma Windpilot, deren erste Windsteueranlage er sich auf der Atlantiküberquerung ausgedacht hatte.





Die Leisure 17 hat einen glasfaserverstärkten Kunststoff-Rumpf und einen angebolzten Kiel aus Gusseisen. Sie wurde zumeist als Kimmkielversion (KK) mit 65 cm Tiefgang gebaut, die seltenere Mittelkielversion (MK) hatte 100 cm Tiefgang. Ab 1980 wurde die Leisure 17 SL mit einem neuen Design vermarktet, der Aufbau wurde etwas höher und eleganter, die Kajüte etwas geräumiger (s. Fotos weiter unten). Mittelkiel-Leisures haben eine etwas höhere Anfangsstabilität und können etwas höher an den Wind gehen als Kimmkieler. Für letztere spricht hingegen die wesentlich besseren Trailerfähigkeiten sowie die Möglichkeit, bequem Trocken zu fallen (s. Foto).

Deck, Kajüte und Cockpit

Die Kajüte der Leisure 17 besteht aus einem Raum, der vom Vorpiek bis zum Niedergang mit einer Innenschale verkleidet ist, je nach Herstellungsort und -Datum kann die Ausbauqualität variieren. Die Sitzbänke des Salons lassen sich als Kojen nutzen. Zusätzlich befinden sich unter den Sitzbänken des Cockpits zwei Hundekojen.





Im Vorschiff kann unter einer Abdeckung eine Chemie- oder Trockentoilette eingebaut sein; die Nutzung dieser Örtlichkeit ist für größere Personen aufgrund der geringen Deckenhöhe und der sich unmittelbar davor befindlichen Maststütze nicht ganz einfach.

Das ursprüngliche Deckslayout verfügt über Plexiglasfenster ( „Perspex“ ) die mit Gummirahmen und Kederleisten eingesetzt sind, die SL-Version hat verklebte Fenster bekommen.

Einige Boote sind mit einer hölzernen Gräting als Bodenbelag ausgerüstet, allerdings schließt die Innenschale auch den Bodenbereich mit ein. Eine Bilge im klassischen Sinne existiert nicht.

Die ersten Leisures haben ein geschlossenes Vordeck, bei dem die Kette oder Leine durch einen ‚Schwanenhals‘ bzw. eine Klüse in den Ankerkasten geführt wird. Zugriff in den ankerkasten hat man durch einen abgedichteten Schraubverschluss von der Kajüte aus. Der Anker wird hier in einer Halterung am Bugkorb gefahren. Da sich diese Variante nicht bewährt hat, wurde in weiterer Folge ein Ankerkasten mit Deckel konstruiert, der jedoch widersinnigerweise keine Scharniere hat. Der Deckel wird im Ankerkasten mit Zeisigen gesichert und ging häufig verloren. Ein Umbau ist hier aber leicht möglich. Die letzten Leisures und alle SL-Modelle haben dann einen Ankerkasten mit richtigem und zum Teil abschließbarem Deckel.

Rigg und Segeleigenschaften

Die Leisure 17 (links: die neuere SL-Version) ist als toppgetakelte Sloop getakelt und kann mit einem Großsegel sowie mit Sturmfock, Fock, Genua oder Spinnacker gesegelt werden. Das Großsegel kann um den drehbaren Baum mit einem Schneckenreff gerefft werden. Das Schneckenreff wird oft als ungenügend bezeichnet, das Segel steht damit relativ schlecht am Wind und Luvgewinn ist kaum mehr möglich. Wird das Segel gerefft, kann auch der Baumniederholer nicht mehr eingesetzt werden. Viele empfehlen daher die Umrüstung auf ein klassisches Bindereff.

Die Leisure 17 wurde mit zwei verschiedenen Riggvarianten verkauft: dem grösseren Binnenrigg – hier ist der Mast um einen ganzen Meter länger und die Segelfläche grösser – und dem Seerigg. Dementsprechend früher muss man beim Binnenrigg reffen. Auf leichten Vorwindkursen kann man sich mit einem Blister den einen oder anderen Knoten mehr Geschwindigkeit herausholen. Ab Bft 3 erreicht man die Rumpfgeschwindigkeit.

Inzwischen sind einige Boote von ihren Besitzern auch mit Rollgenua oder Rollgroßsegel nachgerüstet worden. Der Mast besteht aus einem unverjüngtem Aluminiumprofil und besitzt ein Salingspaar mit Ober- und Unterwanten, das Achterstag ist über eine Hahnepot angeschlagen. Zum Dichtholen der Vorsegel waren ursprünglich einfache Knarrpoller und Curry-Klemmen verbaut, die Fallen werden nach Altvätersitte ohne Winschen auf Klampen am Mast belegt. Eine große Backskiste im Heck nimmt viel an Ausrüstung auf – jedoch Achtung: nicht überladen, da sonst der Spiegel zu sehr saugt.

Die Segeleigenschaften der Leisure 17 sind 

gut und gutmütig – wobei bei es bei leichten Winden unter 2 Bft an der Kreuz recht langweilig zugehen kann. Die Am-Wind-Eigenschaften sind stark von der Besegelung abhängig. Mit einem gut stehenden Vorsegel (bei Rollgenua wird ein Profilstag empfohlen) und einem guten Groß kann man durchaus akzeptable Höhen am Wind erreichen. Obwohl die Leisure sehr stabil segelt, einiges an Wind verträgt und auch eine sehr hohe Endstabilität hat, empfiehlt es sich generell ab 4 Bft den Traveller nach Lee zu versetzen und ab 5 Bft ein Reff ins Großsegel einzuziehen. Dies schützt vor unverhältnismäßigem Ruderdruck.

Die kleinen Nachteile der Leisure 17

Einige Schwächen sollen hier auch erwähnt werden. 

Bei den älteren, klassischen Modellen können je nach Lagerung die Vordecks weich werden, so dass man von unten Holz gegenlaminieren muss.

 Um den Mastfuss kann das GFK mit den Jahren ebenfalls weich werden bzw. es können Haarrisse entstehen, ohne dass die Stabilität darunter leidet.

Die Gummidichtungen der Fenster werden mit den Jahren spröde und undicht – ein Austausch ist zwar nicht teuer, aber aufwändig. Das Original-Schneckenreff für das Großsegel ist, wie bereits erwähnt, unzureichend. Die große Backskiste über die gesamte Breite des Hecks nimmt zwar einiges an Ausrüstung auf, jedoch ist im Spiegel eine Durchführung für den Benzinschlauch zum Aussenborder, die man besser abdichtet – sonst schwimmt die Backskiste bei Regen oder Wellen schnell. Erst recht, weil die Leisure schon mit zwei Personen und Außennborder dazu neigt, hecklastig zu werden.

Der Vorteil der späteren (aber auch selteneren) SL-Version ist eine bessere Raumausnutzung, bessere Fenster (s. Foto links) sowie die zweischalige Bauweise, die besser isoliert ist und damit gut vor Schwitzwasserbildung schützt. 

Die Original-Motorhalterung bei den klassischen Leisures ist mangelhaft und sollte gegen eine stabile Hubhalterung ausgetauscht werden – dann kann der Außenbordmotor auch nicht mehr bremsen. 

Als Motorisierung genügt ein Außenborder von 4 oder 5 PS. Bereits mit 4 PS läßt sich die Rumpfgeschwindigkeit erreichen.

Das Schicksal der Leisure-Werft

Die Cobramold-Werft, später umgetauft in Brinecraft Ltd., wurde bei einem Großbrand in den 90er Jahren total zerstört. Anschließend wurden etwa zwei Jahre lang Modelle in Deutschland gebaut, unterstützt vom damaligen Besitzer Tom Winyard. Die meisten Master-Formen wurden neu erstellt, nur wenige alte Formen konnten repariert werden. Anschließend wurden in Korfu/Griechenland noch einige Modelle vom Typ SL angefertigt. Heute wird angenommen, dass sich die Formen für die 17SL und 23SL irgendwo in Polen befinden. Falls jemand Informationen hat, wo die Urform der Leisure17 geblieben ist, bitte melden!

Es gab noch einen Versuch, den Bau der kleinen Leisure wieder aufzunehmen: Die Firma Cory Yachts International Ltd. vertrieb unter dem Namen „Leisure“ zwei Modelle 18 und 24. Leider wurden nur sehr wenige produziert, denn die strengen Auflagen der RCD-Sportboote-Richtlinien trieben die Produktionskosten in die Höhe.

 

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